Klangräume und Klanggeschichten

Tischbeschreibung

Entwirf Klangräume verschiedener Städte oder ordne Klanggeschichten in der richtigen Reihenfolge an.

In der Tischmitte befindet sich ein Monitor. Dort sind Illustrationen von Klangräumen oder Klanggeschichten zu sehen. Rund um den Monitor befindet sich das quadratische Spielfeld mit 12 vertieften kleinen Feldern. Das Spielfeld wird von einem Rand begrenzt. Hier liegen 12 Klangkärtchen aus Holz.

Am linken Tischrand gibt es zwei Druckknöpfe, die nebeneinander angeordnet sind. Drückst du den linken Knopf, kannst du Klangräume von Paris, Berlin oder New York bauen. Drückst du den rechten Knopf, kannst du Klanggeschichten in die richtige Reihenfolge bringen. Die Klanggeschichten beschreiben entweder einen Tag im Prater, einen Dirigenten vor seinem Auftritt oder eine Schiffsreise von Genua nach New York.

Spielerklärung
Setze den Kopfhörer auf.

Drücke einen der beiden Knöpfe am linken Tischrand und wähle Klangräume oder Klanggeschichten aus.

Lege die Kärtchen in die Vertiefungen.

Hast du Klangräume ausgewählt, dann hörst du mit jedem aufgelegten Plättchen ein Geräusch in der Stadt. Hast du alle 12 Kärtchen aufgelegt, dann kannst du hören, wie die Stadt klingt. Auf dem Monitor kannst du sehen, wie diese Stadt aussieht.

Hast du Klanggeschichten ausgewählt, dann hörst du mit jedem aufgelegten Plättchen ein Geräusch aus einer Geschichte. Versuche die Geräusche in die richtige Reihenfolge zu bringen. Auf dem Monitor kannst du die Geschichte dazu sehen.

Informationen zum Inhalt

KLANGGESCHICHTEN

Klanggeschichte_1: Schiffsreise Genua – New York 1940

1938 entschloss sich Robert Stolz zur Emigration nach Paris. Anfangs führten er und seine 4. Ehefrau Lilli dort ein angenehmes Leben. Stolz hatte Arbeit und komponierte. Doch mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Polen im September 1939 verschlechterte sich die Situation. Arbeitslosigkeit, Heimweh, Angstzustände, das Ende seiner 4. Ehe ließen Stolz verzweifeln. Am 30. November 1939 wurde Robert Stolz festgenommen und ins Lager Colombes gebracht. Mit Einzis finanzieller Hilfe kam er frei und trat einige Monate später von Genua aus die Überfahrt über den Atlantik an. Am 1. April 1940 traf Robert Stolz im Hafen von New York ein.

Klanggeschichte_2: Ein Tag im Wiener Prater um 1950

Robert Stolz widmete viele seiner Lieder dem Wiener Prater. Und bestimmt ist er nach dem Zweiten Weltkrieg und nach seiner Rückkehr aus Amerika oft durch den Prater spaziert.

Unzählige Bomben zerstörten während der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs den Wiener Prater. Doch schon bald nach Kriegsende arbeitete man am Wiederaufbau. Bereits im Frühling 1947 konnte das Riesenrad wieder seine Fahrten aufnehmen. Ab 1953 war der gesamte Prater wieder für alle zugänglich war.

KLANGRÄUME

Klangraum_1: Wien um 1900

Aus: „Servus Du“ Robert Stolz und sein Jahrhundert

Mein Wien – was war das für eine aufregende, wunderschöne Stadt! Eine Stadt der Künste, des Geistes, der Eleganz … eine seltsame Mischung aus Reaktion und Fortschritt, Dekadenz und Vitalität, Tragik und anspruchsvollem Humor … Beweise für diese unglaubliche Lebensfreude inmitten eines sterbenden Reiches gab es überall: in den Theatern, den Konzerthallen, den Galerien, den Hochschulen, und vor allem in den Kaffeehäusern. Die Musik hatte einen Platz für jeden, für einen Mahler wie für einen Richard Strauss, obwohl sich die Anhänger der verschiedenen Richtungen heftig befehdeten – ganz zu schweigen von der revolutionären Musik Schönbergs … Die leichte Muse – mein eigenes Reich – erlebte gerade einen ungeheuren Aufschwung. Ihr berühmtes „Silbernes Zeitalter“ hatte mit einer Flut von Werken solch brillanter Operettenkomponisten wie Franz Lehár, Oscar Straus, Emmerich Kálmán und Leo Fall begonnen … Philosophie, Psychologie, Literatur und Architektur wurden repräsentiert von Männern wie Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Peter Altenberg, Sigmund Freud und Adolf Loos. Die meisten der kulturellen Entwicklungen, die zu Ausgang des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden und Wien so berühmt machten, sind in den Kaffeehäusern ausgebrütet worden.

Klangraum_2: Berlin um 1920

Zweimal in meinem Leben hatte ich das erfreuliche Erlebnis, in eine Stadt zu kommen, in der die Atmosphäre erfüllt schien von einem besonderen Aroma – in der allein die bloße Anwesenheit das Herz höherschlagen, die Farben prächtiger leuchten, das Leben aufregender erscheinen ließ. In beiden Fällen war es, als ob eine unsichtbare Spannung oder Kraft in der Luft jeden Aspekt im Leben der Stadt beeinflusst und vorantrieb. Zum ersten Mal erlebte ich das 1924, als ich verarmt und ausgestoßen in Berlin eintraf … Berlin gehörte zu meinen drei spirituellen Hauptstädten: Graz, meine Geburtsstadt; Wien, die Wiege meiner Kunst; und Berlin, das Goldene Berlin, in dessen Theatern, Kabaretts und Kinos in den 1920er und 1930er Jahren einige meiner erfolgreichsten Schöpfungen weltweite Berühmtheit erlangten … 1924, in Berlin, genossen die Deutschen ein vergleichsweise fröhliches und stabiles Intermezzo. Glücklicherweise ahnte keiner von uns, was die Zukunft noch bringen sollte; wir hätten sonst keineswegs so unbeschwert dahingelebt … Viel ist schon über die Dekadenz jenes Berlin der 1920er Jahre gesagt worden … Für mich war das Berlin jener Jahre genau das Gegenteil von „dekadent“ – es war, zuerst und vor allem, ein Bienenschwarm voll Kreativität … Das wichtigste ist, … dass all jene Künstler und Intellektuelle, die vom Goldenen Berlin und dem Deutschland der Weimarer Republik angezogen wurden, ihren Teil zu dieser unglaublichen kulturellen Wiederbelebung beitrugen. Es war eine große und aufregende Zeit.

Klangraum_3: New York um 1940

Manhatten ist eine Insel – und dies in mehrfacher Hinsicht: Nicht nur, dass es von Wasser umschlossen ist – es stellt auch eine Welt für sich dar, mit ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten, die es auf vielerlei Art vom restlichen Amerika unterscheidet … Zunächst mussten wir uns mit den Straßen New Yorks vertraut machen. Wir lernten das schillernde Theatermilieu des Broadway kennen … Wir sahen die Wall Street, in der täglich Millionengeschäfte getätigt werden; die kleinen, deutlich voneinander geschiedenen Siedlungsgebiete der Deutschen, Iren, Ungarn, Italiener, Griechen, Österreicher und Dutzender anderer ethnischer Gruppen, die den Plan von New York City sprenkeln; wir sahen die stilvolle Eleganz der Fifth Avenue und die schöne Szenerie des Central Park mit seinen Waldpfaden, Teichen, Statuen und den stets freundlichen Menschen. New York war noch immer eine Stadt mit jugendlichem Schwung, und es hatte den Anschein, als ob alle, die Reichsten und die Ärmsten, vom gleichen Optimismus beseelt wären. Die allgemeine Überzeugung schien zu sein, dass alles immer besser werden müsse und dass sich für jedes Problem eine Lösung finden ließe … Alles, was ich sagen kann, ist, dass New York im Jahre 1940 und bei allen späteren Gelegenheiten … immer eine aufregende und fröhliche Stadt war.

Soundscapes and Sound Stories

Table description

Design sound spaces of different cities or arrange sound stories in the right order.

There is a monitor in the middle of the table. Illustrations of sound spaces or sound stories can be seen there. Around the monitor there is a square playing field with 12 recessed small squares. The playing field is bordered by a rim. There you find 12 wooden sound cards.

On the left edge of the table there are two push-buttons next to each other. If you press the left button, you can build soundscapes of Paris, Berlin or New York. If you press the right button, you can put sound stories in the right order. The sound stories describe either a day in the Prater, a conductor before his performance or a boat trip from Genoa to New York.

Game explanation

Put on the headphones.

Press one of the two buttons on the left edge of the table and select sound spaces or sound stories.

Place the cards in the recesses.

If you have chosen sound spaces, you will hear a sound in the city with each tile you put on the table. When you have placed all 12 tiles, you can hear how the city sounds. On the monitor you can see what the city looks like. If you have selected sound stories, you will hear a sound from a story with each tile that you put on. Try to put the sounds in the right order. You can see the story on the monitor.

Content information

SOUND STORIES

Sound Story_1: Journey by ship Genoa – New York, 1940

In 1938, Robert Stolz decided to emigrate to Paris. At first, he and his fourth wife Lilli led a comfortable life there. Stolz had found regular work and plenty of time to compose. However, when the German Wehrmacht invaded Poland in September 1939, his situation drastically worsened. Unemployed, homesick, anxious and facing the end of his fourth marriage, Stolz sank into despair. On November 30, 1939, he was arrested and taken to the Stade de Colombes internment camp. With the financial assistance of Einzi ‒ the woman who would later become his 5th wife ‒ he was finally released, free to embark on a journey by ship from Genoa across the Atlantic a few months later. On April 1, 1940, Robert Stolz arrived in New York Harbour.

Sound Story_2: A Day in the Vienna Prater, ca. 1950

Robert Stolz dedicated many of his songs to the Vienna Prater. It seems he often took strolls through the Prater upon his return from America after the end of the Second World War.

Countless bombs had destroyed the Vienna Prater during the war’s final days, but reconstruction work began soon after the war had officially ended. As early as spring 1947, the famous Ferris wheel had already recommenced operations. In 1953, the now wholly rebuilt Vienna Prater finally opened its doors to all.

SOUNDSCAPES

From “Servus, Du,” Robert Stolz and his century

Soundscape_1: Vienna ca. 1900

My Vienna ‒ what an exciting, beautiful city it was! A city of art, spirit, elegance… A strange mixture of reaction and progress, decadence and vitality, tragedy and sophisticated humour… Wherever you looked, there was evidence of this incredible joie de vivre in the midst of a dying empire: in the theatres, the concert halls, the galleries, the universities, and above all, in the coffee houses. In music, there was space for everyone, from Mahler to Richard Strauss; although, the followers of the different directions often clashed quite violently ‒ not to mention the revolutionary music of Schönberg! This kindest of muses ‒ my own realm ‒ was experiencing a tremendous revival. The city’s famous ‘Silver Age’ had begun with a flood of works by such brilliant operetta composers as Franz Lehár, Oscar Straus, Emmerich Kálmán and Leo Fall… Philosophy, psychology, literature and architecture were represented by men like Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Peter Altenberg, Sigmund Freud and Adolf Loos. Most of the cultural developments, the ones emerging in the late 19th and early 20th centuries that made Vienna so incredibly famous, were conceived right here, in these very coffee houses.

Soundscape_2: Berlin ca. 1920

Twice in my life, I have had the pleasant experience of coming to a city with an atmosphere saturated with special allure ‒ just being there made my heart flutter, the colours shine with brilliance and life seem more exciting. In both instances, it was as if some invisible tension or force in the air was affecting and driving every aspect of the city’s life. I experienced this for the first time when I arrived in Berlin in 1924, impoverished and an outcast. Berlin was but one of my three spiritual capitals: Graz, my birthplace; Vienna, the cradle of my art; and Berlin, Golden Berlin, the city with thriving theatres, cabarets and cinemas of which some of my most successful creations achieved worldwide fame in the 1920s and 1930s… In 1924 Berlin, the Germans enjoyed a comparatively happy and stable intermezzo. Luckily, none of us knew what the future would bring, otherwise, we would surely not have lived so carefree… Much has already been said about the decadence of Berlin in the 1920s. For me, the Berlin of those years was exactly the opposite of ‘decadent’ ‒ it was, first and foremost, a buzzing metropolis full of creativity. Most importantly, all those artists and intellectuals who found themselves attracted to Golden Twenties Berlin and Germany’s Weimar Republic played their part in this incredible cultural revival. It was a splendid, exciting time.

Soundscape_3: New York ca. 1940

Manhattan is an island ‒ in more ways than one: not only is it surrounded by water but it is also a world unto itself, with its own laws that set it apart from the rest of America in a variety of ways. Thus, we first had to familiarise ourselves with the streets of New York City. We got to know the dazzling theatrical milieu of Broadway… We saw Wall Street, where millions of dollars are traded every day. We saw the small, distinctly isolated settlements of Germans, Irishmen, Hungarians, Italians, Greeks, Austrians, and dozens of other ethnic groups that dotted the New York City map. We saw the stylish elegance of Fifth Avenue and the beautiful scenery of Central Park with its forest trails, ponds, statues and forever friendly people. New York was still a city of youthful vigour, and it seemed that all, whether rich or poor, shared in its ever-present optimism. The general belief seemed to be that things would only ever get better and that there was a solution to every problem… All I can say is that in 1940 and during our subsequent visits, New York was, as always, an exciting and joyous city.